F.K. Mała typewriter
Die F.K. Mała Kleinschreibmaschine war eine polnische Lizenzproduktion der Hermes Baby.
In der 1955 erschienenen “Burghagen” Liste steht zur F.K. Mala knapp:
“Eine [ab 1938] in Polen hergestellte Klein-Schreibmaschine nach Patenten der Schweizer Firma Paillard S.A. Gleicht der Hermes Baby. Produktion ist während des Krieges eingestellt worden.” 1
Übersicht
Modell | F.K. Mała | model |
Typ | Kleinschreibmaschine / portable typewriter | type |
Konstrukteur / Erfinder | [Giuseppe Prezioso] | inventor |
Hersteller | Fabryka Karabinów (Gewehrfabrik), Warschau, ein Teilbetrieb der Państwowe Wytwórnie Uzbrojenia (Staatliche Waffenfabriken) / | manufacturer |
Vertrieb | distribution | |
Produktionsort | Warszawa / Warschau | place of production |
Seriennummern (Baujahr) | serial number (year made) | |
Tastatur | keyboard | |
gebaut von – bis | production years | |
Anmerkungen | Lizenzproduktion der Hermes Baby | remarks |
Patente | patents | |
Gesamtstückzahl | numbers made
|
Die Fabryka Karabinów der Państwowe Wytwórnie Uzbrojenia in Warschau
Państwowe Wytwórnie Uzbrojenia heisst staatliche Waffenfabriken. Es handelte sich hierbei um ein staatliches Konglomerat, das mehrere Sparten und Fabrikationsorte zusammenfasste: die Fabryka Karabinów (FK) in Warschau, die Fabryka Broni (FB) in Radom, die Fabryka Amunicji (FA) in Skarżysko-Kamienna, sowie die Fabryka Sprawdzianów (FS) in Warschau. 2. Nach E. Martin war die Adresse der PWU in Warschau, Ossolińskich I. 3.Mit Beginn des 2. Weltkriegs und der deutschen Besetzung Polens wurden die Installationen von den Deutschen übernommen und anscheinend in deren Rüstungspläne übernommen. Das letzte Kriegsjahr habe massive Zerstörung der Betriebe gebracht. 4
Die “Fabryka Karabinów“, also Gewehrfabrik, war somit ein Teilbetrieb der staatlichen Waffenfabriken (voller Name manchmal: “Państwowa Fabryka Karabinów“, staatliche Gewehrfabrik). Die Produktionsstätte dieser Fabrik befand sich in Warschau, Dworska 29. 5 An dieser Stelle war schon die Vorläuferfirma, die Maschinenfabrik Gerlach und Pulst, ansässig gewesen. 6 Gerlach und Pulst war die älteste Fabrik zur Herstellung von Maschinen Polens gewesen. 7
Als aus heutiger Sicht Kuriosität, bei näherer Betrachtung aber historisch interessantes Faktum sei angefügt, dass Gerlach und Pulst im Jahr 1920 ein gepanzertes Auto herstellten, das auf dem Ford Model T beruhte. 8
Die Initialen des Betriebs, “F.K.“, wurden als Markennamen verwendet, als mit dem Vertrieb der französischen Contin Schreibmaschine begonnen wurde. Diese basierte ihrerseits auf der deutschen Ideal Model D. 9. Nach Martin begann die Fertigung der grossen “F.K.” im Jahr 1932. 10
Der Erfolg sei gut gewesen, da Behörden verpflichtet gewesen seinen, nur die F.K. zu kaufen. 11 1932 erschien Modell C 28 (28 cm Walzenlänge), gefolgt von Modell C 38 (38 cm Walzenlänge; 1933) und Modell C 48 (48 cm; 1934). Modell D von 1937 integrierte Änderungen aus eigenständiger Entwicklung. 12
F.K. Mała – die kleine F.K.
Wieder nach Martin begann die Produktion der F.K. Mała, übersetzt bedeutet das die “kleine F.K.”, im Jahr 1938. 13
Die Lizenz dazu war von der Schweizer Paillard S.A., dem ursprünglichen Hersteller der Hermes Baby, gekauft worden. Somit geht auch die F.K. Mała auf Giuseppe Prezioso, den Konstrukteur der Hermes Baby, zurück. Nach der italienischen Ala und der englischen Empire war die F.K. Mała somit die dritte von Paillard gestattete Lizenzproduktion der Hermes Baby.
Bedingt durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs war die Produktionsphase – im Gegensatz zu den Schwesterproduktionen – jedoch sehr kurz. D. Crown gibt 1938-1939 als Produktionsspanne an. 14
Nach A. Nierychlewski begann die Produktion in Warschau in den letzten Monaten des Jahres 1938. Bis 1939 seien weniger als 1000 Maschinen produziert worden. 15
“Wiederentdeckung” und heutiger Stand
W. Davis schrieb über die F.K. Mala 16, ebenso stellt sie Artur Nierychlewski auf seiner Webseite vor. 17
Die kleine F.K. ist heute selten zu sehen. Bekannt sind jedoch Exemplare in den Farben grau, (bordeaux)rot und blau, womit die polnische Produktion bei weitem farbenfroher als die damals noch im Einheitsgrau daher kommende Produktion in den anderen Ländern war.
Die Fabrikationsnummern der mir bekannten Exemplare liegen zwischen 2606 und 4249. W. Davis stellt die Vermutung an, dass es für die F.K. Mała vielleicht keine eigenen, also exklusiven, Seriennummern gegeben habe, sondern diese in der fortlaufenden Produktion gemeinsam mit den grossen Maschinen nummeriert worden sei. 18 Ob das so ist, gilt es noch zu ergründen. Dafür wären neben Seriennummern der F.K. Mała auch solche der “grossen” F.K. von Nutzen (e-mail gerne an mich).
Das Ende kam wie gesagt am Beginn des 2. Weltkriegs, viel zu früh und im krassen Gegensatz zur Hermes Baby Produktion in den anderen Ländern.
Eine Militärmaschine
Ein besonderes Exemplar können wir dem geneigten Leser / der geneigten Leserin noch zeigen. Es ist eine F.K. Mała, die schon vom Koffer her ins Aug springt. Dessen Griff und Verschlüsse, sowie die Standqueren sind deutlich verstärkt im Vergleich zur üblichen Ausführung.
Auf der linken Seite Maschine dann finden sich zwei Punzen, die über die frühere Verwendung dieser Maschine Aufschluss gibt. Auf der einen steht “WOJ”, auf der anderen “M.S.Wojsk. / INT. / 43”. Die Abkürzung M.S.Wojsk. führt uns zum Ministerstwo Spraw Wojskowych, dem (lose übersetzt) Ministerium für militärische Angelegenheit der Polnischen Republik.
Vor dem bekannten geschichtlichen Hintergrund ist es berührend und bemerkenswert, dass von den wenigen bekannten F.K. Małas ein Exemplar erhalten ist, dass kurz vor dem Sturz der Polnischen Republik seinen weg in die Verwaltung gefunden hat. Die Maschine hat den Krieg und weitere 70 Jahre überstanden.
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Notes:
- H. Schinke, Liste der Herstellungsdaten deutscher und ausländischer Schreibmaschinen, 10. Aufl., Burghagen Verlag, Hamburg 1955. ↩
- http://en.wikipedia.org/wiki/Państwowe_Wytwórnie_Uzbrojenia ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 316 ↩
- http://en.wikipedia.org/wiki/Państwowe_Wytwórnie_Uzbrojenia, mit weiteren Nachweisen. ↩
- Portal miłośników przedwojennej Warszaw, http://www.warszawa1939.pl/index_arch_main.php?r1=dworska_29_wieza&r3=0 (abgerufen am 12. Juli 2014 ↩
- Portal miłośników przedwojennej Warszaw, http://www.warszawa1939.pl/index_arch_main.php?r1=dworska_29_wieza&r3=0 (abgerufen am 12. Juli 2014 ↩
- Saul Estin, Restructuring and Privatization in Central Eastern Europe: Case Studies of Firms in Transition, M.E. Sharpe, 1995, S. 279 ↩
- http://mailer.fsu.edu/~akirk/tanks/pol/OtherPolish.htm (abgerufen am 12. Uli 2014) ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 315f. ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 316 ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 316 ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 316 ↩
- Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, S. 316 ↩
- David A. Crown, Class Characteristics of Foreign Typewriters and Typefaces, in: Journal of Crimiminal Law and Criminology, vol. 59, 1968, S. 298-323 ↩
- http://typewriter.piwko.pl/maszyny/poltype/indexpol.html (besucht am 11. Juli 2014) ↩
- Will Davis, the FK Mala, www.willdavis.org/FK.html (besucht am 11. Juli 2014) ↩
- 4 examples from my collection, typewriter.piwko.pl/maszyny/kolekcja/index.html (besucht am 11. Juli 2014) ↩
- Will Davis, the FK Mala, www.willdavis.org/FK.html (besucht am 11. Juli 2014) ↩